19 Jun 2013

DIY Lautsprecher: Der kleine Bretterhaufen

Posted by thomas

Schon öfters hatte ich über den Bau von Lautsprechern nachgedacht und hatte hier und da auch eine Anleitung dazu gelesen. Meist ging es dabei jedoch um die Überlegung wie man möglichst günstig an möglichst laute Schallwandler kommen kann (z.B. Das Viech). Da diese jedoch auch oft sehr groß sein sollten – war ich dann doch abgeschreckt. Kürzlich stieß ich bei Youtube jedoch auf ein Video in dem kleine DIY Lautsprecher für sehr kleines Geld verglichen wurden. Darunter auch der „kleine Bretterhaufen“. Schon alleine des Namens wegen war ich irgendwie angesteckt und machte mich auf die Suche nach der Bauanleitung und fand diese im Hifi-Forum, wo ihr Erfinder (besser: Entwickler) Giustolisi Pläne und Teilelisten gepostet hat. An dieser Stelle möchte ich mich – unbekannterweise – ausdrücklich bei ihm für diese tolle Entwicklung bedanken.
Der kleine Bretterhaufen ist ein Lautsprecher, der auf der Nutzung eines sogenannten Breitbänders basiert – also eines Lautsprecherchassis, welches den gesamten Frequenzbereich mit nur einer Membran abdeckt. Solche Breitbandlautsprecher haben oftmals keinen linearen Frequenzgang und müssen deshalb über geeignete Maßnahmen (Sperrkreise, bestimmte Gehäusekonstruktion, etc.) erst dazu gebracht werden passend aufspielen zu können, dies liegt auch daran, dass sie oftmals für ganz andere Zwecke entwickelt wurden, wie z.B. speziell für Sprachübertragung o.ä. Giustolisi hat sich bei diesem Lautsprecher dafür entschieden ein TML Gehäuse zu entwickeln (Transmissionslinien-Gehäuse). Mehr zur Entstehungsgeschichte kann man jedoch im oben bereits verlinkten Thread aus dem Hifi-Forum nachlesen. Mich reizte der Lautsprecher jedenfalls aus zwei Gründen: erstens basierte er auf sehr günstigen Komponenten (der Visaton Breitbandlautsprecher liegt bei weniger als 7€/Stück) und zweitens reizte mich das TML-Gehäuse, welches trotz sehr geringer Größe (30x30x10cm) ordentlich aufspielen können sollte. Der Entschluss war gefasst: ich wollte meinen ersten Lautsprecherbau in Angriff nehmen. Also habe ich die Bauteile bei einem entsprechenden Versand geordert und bin mit der Auflistung der benötigten Zuschnitte in den örtlichen Baumarkt gegangen.
Dort war man offensichtlich nur bedingt arbeitswillig, es dauerte fast 20 Minuten bis sich jemand fand der die Säge bedienen konnte/wollte/sollte und auch dann geschahen die Zuschnitte offensichtlich mit sehr geringer Begeisterung… leider auch mit nur mittelmäßiger Genauigkeit. Trotzdem hielt ich nach einiger Zeit meine Zuschnitte in der Hand… und damit war die Namensgebung klar: es war ein kleiner Bretterhaufen 🙂

Als ich dann zu Hause war, habe ich die Bretter erstmal entsprechend der Anleitung beschriftet und zur Probe auf ein Seitenteil gestellt, einfach um zu sehen ob alles passte. Hier und da musste ich noch ein kleines Bisschen glätten (ich sag ja, der Schnitt war nicht so gelungen). Dann habe ich mit der Dekupiersäge die Ausschnitte für das Chassis und das Lautsprecherterminal gemacht. Ich hatte mir – im Gegensatz zur Teileliste im Hifi-Forum Thread – etwas hochwertigere Terminals bestellt. Hatte dabei aber ehrlich gesagt nicht wirklich auf die Größe geachtet. Im Endeffekt passen die Terminal nun ganz genau in das Ende der Transmissionslinie… das hätte auch gut daneben gehen können. Aber mir sind diese Klemmanschlüsse einfach ein Graus.

Nachdem alles vorbereitet war, habe ich dann beide Lautsprecher bis auf eine Seitenplatte zusammengeleimt. Die fehlende Seitenplatte habe ich jedoch für den Trocknungsprozess aufgelegt, damit ich möglichst gleichmäßig Druck ausüben konnte. Leider habe ich nur zwei Schraubzwingen (das sind definitiv zu wenige) und musste mir dann zusätzlich mit schweren Gegenständen helfen, was besonders im Eckbereich der Lautsprecher nicht immer so gut gelungen ist. Nachdem der Leim ordentlich getrocknet war habe ich mich dran gemacht die Sperrkreise zu löten. Ich hatte noch Streifenplatinen von der Modellbahn rumliegen und habe die drei Bauteile dort aufgelötet. Im Lautsprecher habe ich – ebenfalls von der Modellbahn – Kabel mit einem Querschnitt von 0,75mm² genutzt. Den Sperrkreis habe ich dann auf dem Boden des Lautsprechers vor dem Terminal platziert. Anschließend wurde noch das Chassis angelötet und dann erstmals mit dem Gehäuse verschraubt. Dabei ist es wichtig die Löcher mit einem kleinen Bohrer vorzubohren. Die Schrauben würden auch so reingehen… aber man läuft natürlich Gefahr, dass es dabei Schaden nimmt. Oder man ist so doof wie ich und rutscht ohne Vorbohren dann beim Einschrauben ab… und haut erstmal richtig durchs Chassis – dann freut man sich wirklich sehr, weil man direkt ein neues bestellen kann.

Der nächste Schritt war die Dämpfung des Gehäuses mit Sonofil und dann habe ich die zweite Seitenplatte mit Hilfe der Schraubzwingen erneut (ohne Leim befestigt) um den Klang des Lautsprechers erstmals testen zu können. Dabei kann man auch leicht ausprobieren wie sich unterschiedliche Varianten der Dämpfung auf den Klang auswirken. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden kann man den Lautsprecher fertig verleimen. Anschließend folgt die Überlegung zum Finish der Boxen. Ich hatte mich für eine Lackierung entschieden und hatte mir einen schwarzen Lack mit Grundierung besorgt, den ich mit der Rolle aufbringen wollte. Allerdings gefiel mir das Gehäuse noch nicht. Aber zum Glück habe ich die beste Ehefrau der Welt und dürfte mir (wahrscheinlich damit ich ihr nicht mehr weiter in den Ohren liege) eine Oberfräse kaufen. Hiermit habe ich dann dem Gehäuse – mit einiger händischer Nacharbeit – ein etwas runderes Aussehen verliehen… Übung macht den Meister. Leider ist das auch meine Erkenntnis für die Lackierung, da muss ich wohl nochmal ran bzw. beim nächsten Mal mehr Sorgfalt walten lassen (inkl. mehr Schleifarbeiten). Dennoch bin ich zufrieden mit meinem ersten Set selbstgebauter Lautsprecher. Der Virus hat mich gepackt und ich habe mir auch schon vorgenommen im kommenden Schuljahr eine AG zu diesem Thema anzubieten. Werde bis dahin wohl noch ein oder zwei anderen Lautsprecher bauen.

Zum Klang: im Nahbereich bin ich schon sehr zufrieden. Hier hat man wirklich eine gute Abbildung, wenn man passend sitzt. Im Wohnzimmer kann die kleine Box dagegen nur bedingt begeistern, hier reicht es nicht um im (zugegebenermaßen etwas großen) Raum noch für genug Bass zu sorgen. Ansonsten spielt der Lautsprecher in „nebenbeihör Lautstärke“ auch hier noch sehr angenehm auf.

Update 21.06.2013:
Hier erstmal noch ein besseres Foto von der Front des Lautsprechers, diesmal mit der richtigen Kamera gemacht (alle anderen Bilder waren nur mit dem Handy geschossen).

Außerdem möchte ich noch die Aussage zu den Kosten konkretisieren. Wie bereits erwähnt habe ich höherwertige Teile verbaut als im ursprünglichen Beitrag eingeplant waren, dennoch komme ich mit Holz und allen Teilen auf einen Preis von knapp unter 70€ (mit günstigeren Teilen wäre auch ein Preis um 50€) für beide Lautsprecher. Durchaus also ein günstiger Start und auch wenig Geld für einen durchaus annehmbaren Lautsprecher.

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3 Responses to “DIY Lautsprecher: Der kleine Bretterhaufen”

  1. Jaja, alles „Unterrichtsvorbereitung“.

     

    Helena

  2. Kannste das dann auch noch von den Steuern absetzen?

     

    Christoph

  3. Sieht ja wirklich sehr gut aus, bin auf den Klang gespannt!

     

    Hannes

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