17 Jun 2009
Grumpy old Thomas: „Lehrer haben ab 12 Uhr frei…“
Von wegen! Das muss man sich doch recht regelmäßig anhören. Oft von Menschen, die ihren Job quasi im Büro (oder sonstwo) lassen können, wenn sie nach Hause gehen. Das können Lehrer eben meistens nicht. Man geht nach Hause und muss dort vor- und nachbereiten. Besonders das Vorbereiten braucht Zeit (am Anfang natürlich deutlich mehr als später). Und je weniger lehrerzentriert der Unterricht sein soll, um so mehr Zeit muss investiert werden. Ständig hat man das Gefühl, dass man gut noch etwas vorbereiten oder anschauen könnte. Selbst im Urlaub beginnt man Dinge einzusammeln, zu fotographieren oder sonstwie aufzunehmen um diese im Unterricht einzusetzen. Es bedarf in erster Linie eines guten Zeitmanagements und auch einer Portion Anti-Schweinehund, damit man sich eben auch Abends, am Wochenende oder in der Ferienzeit an die Arbeit macht, die dann eben kaum jemand zu sehen bekommt.
Meines Erachtens beginnt nach der Schule erst der härteste Teil des Lehrerberufs. Und ich glaube dass die meisten Menschen, denen das Titel-Zitat über die Lippen kommt keine Lust dazu hätten täglich ihre Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Und der ein oder andere von ihnen wäre mit Sicherheit auch verwundert darüber wie schwer das eigentlich ist.
Das wollte ich zu dieser späten Stunde mal loswerden. Der ein oder andere Lehrer/angehende Lehrer liest hier ja (meines Wissens nach) mit. Vielleicht haben diejenigen ja auch eine Meinung dazu.
Ich jedenfalls werde mal weiter meinen Unterricht vorbereiten, nachdem ich nun gute fünf Stunden an einem Rollenspiel zur Sozialpolitik gesessen habe. Mal sehen ob der 12er Sowi LK damit zufrieden ist, was ich mir da ausgedacht und zusammengetragen habe.
Meinen Erfahrungen nach müssen Lehrer tatsächlich nach Schulschluss die ein oder andere Stunde arbeiten. Wobei das sicherlich mit vermehrten Dienstjahren weniger wird, da man ja wahrscheinlich nicht jedes Jahr bei null anfängt, sondern Materialien aus dem Vorjahr wiederverwenden kann.
Und die 13 Wochen Ferien im Jahr sind ja wohl auch nicht zu verachten (verglichen mit meinen 5) 😉
Ja ich weiss, auch da muss man die ein oder andere Stunde korrigieren, wenn man es nicht in der regulären Nichtferienzeit schafft. Ja ja, der Schweinehund spielt da wieder eine Rolle 😮
Aber mal was anderes… Was machst du denn für komischen Unterricht? Rollenspiele??? Sowas hab ich immer gehasst. Was soll denn das? Da muss man ja plötzlich aktiv am Unterricht teilnehmen. Sehr ärgerlich. Was ist falsch an dem guten alten Frontalunterricht, wo der Lehrer vorne was erzählt und die Schüler hören mehr oder weniger gebannt zu. Und ab und zu dürfen die Schüler dann auf Fragen antworten oder kriegen kleine Aufgabe. Bei den richtigen Oldschool Lehrern wie z.B. meinem Lateinlehrer Herrn B. aus WK habe ich meines Erachtens nach am Meisten gelernt.
Aber gut, ich weiss ja, dass du noch nicht so ganz frei in deiner Unterrichtsgestaltung bist und den höheren Mächten, die ab und an Unterrichtsbesuche machen, gefallen musst. Die stehn ja wahrscheinlich auf so fancy neumodiges Zeugs. *g*
Jan
Juni 18th, 2009 at 00:11permalink
Die 13 Wochen, die Lehrer frei haben, sind auch immer ein lustiger Anlass, Vorurteile zu bilden. De facto ist es so, dass man als Lehrer in allen Ferien außerhalb der Sommerferien korrigiert (da nicht, weil das Jahr rum ist).
Ja, die Schulalltagsbelastung fällt in den Ferien weg. Nein, komplett frei haben wir deswegen trotzdem nicht. Ich korrigiere auch in den Ferien jeden Tag gut und gerne 4-5 Stunden und das aktuell bei einer Korrekturgruppe als Referendar. Mit einer vollen Stelle hat man meist mindestens 4-5 Korrekturgruppen. Wer jetzt noch multiplizieren kann, braucht bloß noch Vorurteile abzubauen, dann hat er es geschafft 😉
Christoph
Juni 18th, 2009 at 05:46permalink
Nicht böse sein, dass zuerst 😉
Aber ich zitiere: „Es bedarf in erster Linie eines guten Zeitmanagements und auch einer Portion Anti-Schweinehund, damit man sich eben auch Abends, am Wochenende oder in der Ferienzeit an die Arbeit macht, die dann eben kaum jemand zu sehen bekommt.“
Ich denke, wenn jeder Lehrer nach dem Unterricht und der gängigen Stunde Mittagspause bis Abends um 17 Uhr arbeiten würde (also vor- und nachbereitung, Klausuren, etc.), glaube ich, das der Großteil durchaus erledigt sein würde. Natürlich fällt nach der Klausurphase mal mehr an, sodass dann die Abende länger werden und die Wochenenden kürzer werden, aber solche Phasen hat der normale Angestellte auch. Ich glaube zur Selbstdisziplin gehört zum einen, diese Stunden täglich nachmittags zu machen, aber auch zum anderen, die (wenn auch imaginäre) Tür vom Arbeitszimmer zu schließen und dann wirklich Feierabend zu machen. Aber ich bin ja eh dafür, dass jeder Lehrer sein eigenes Klassenzimmer bekommt, in dem er dann wie in einem eigenen Büro am Nachmittag arbeiten kann. Wenn jeder Lehrer bis 17 Uhr in der Schule wär, wär ein Vorurteil schon mal weg.
Man muss aber auch sehen, dass viele Menschen, v.a. Frauen, den Beruf eben aus dem Grund ergreifen, nachmittags frei zu haben und bei den Kindern zu sein. Dann ist natürlich klar, dass die auch nachmittags nichts schaffen. Aber dann sollten sich diese Damen auch nicht beschweren, wenn sie am Wochenende noch mal ran müssen.
Es ist halt so wie immer: it depends.
Helena
Juni 18th, 2009 at 11:10permalink
Mitleid bekommst du von mir schon mal nicht 🙂
Christoph
Juni 18th, 2009 at 17:48permalink