18 Mai 2006

Wird Siegen eine Insel?

Posted by thomas

Zur Zeit ist die Diskussion in aller Munde: Studiengebühren an deutschen Hochschulen ja oder nein?! Nachdem es in dieser Woche bereits eine Großdemo in Düsseldorf gegeben hatte und gestern von noch aktiveren Studenten sogar die A5 in Frankfurt blockiert worden war, gab es in Siegen heute eine Senatssitzung zu diesem Thema. Im Gegensatz zu manch anderer Universität wird hier relativ offen mit dem Thema umgegangen, was man auch an der Durchführung dieser Senatssitzung gut erkennen konnte: Sie war vollkommen öffentlich und auf Grund des großen Interesses auch noch ins Audimax verlegt.

Gegen 10 Uhr hatten sich dann neben den Senatsmitgliedern auch schon gut 1000 Studenten im Audimax versammelt. Und schon bei den Eröffnungsworten des Rektors wurde dessen Stellung zur Diskussion schnell (wie auch sein Name lautet) klar. Der Rektor sprach sich zum wiederholten Male gegen Studiengebühren aus. Jedoch gab er eben zu Bedenken, dass durch die aktuelle gesetzliche Regelung nicht mehr für oder gegen die Gebühren entschieden werden könne. Jedoch könne man natürlich die Höhe beliebig zwischen 0 und 500€ wählen.

Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden neben Stimmen der Senatsmitglieder auch solche aus dem Publikum angehört. Um aber überhaupt wieder eine sinnvolle Diskussion führen zu können, hob der Senat den Beschluss aus dem Oktober letzten Jahres auf, der besagte, dass bei Absegnung des Gesetzentwurfs an der Universität Siegen Studiengebühren erhoben würden. Die Aufhebung dieses Beschlusses wurde mit einer deutlichen Mehrheit befürwortet.

Danach stellten die studentischen Vertreten im Senat den Antrag die Studiengebühren auf den Betrag von 0 € festzulegen. In der nachfolgenden Diskussion meldeten sich hauptsächlich Senatsmitglieder, die eher gegen die Gebühr sprachen. Nur eine oder zwei Stimmen erhielten mit etwas kritischeren Tönen keinen Beifall bei den Studenten. Das Ergebnis der endgültigen Abstimmung über diesen Antrag überraschte mich daher um so mehr: hauchdünn, wurde der Antrag mit 10 zu 10 Stimmen (bei einer Enthaltung) abgelehnt! Mit nur einer Stimme mehr bei den Gebührengegnern hätte die Uni Siegen damit bereits ein deutlichen Zeichen gegen Studiengebühren setzen können.

Was mich persönlich daran besonders gestört hat, war dass sich die Befürworter (und hiervon scheint es ja mind. 10 im Senat zu geben) nur in so geringem Maße zu Wort gemeldet haben, möglicherweise hätten sie ja gute Argumente gehabt. So aber bleiben uns ihre Gedanken leider verschlossen.

Nach dieser großen Enttäuschung wurden weitere Anträge gestellt, die Entscheidung über die Höhe der Gebühren zu vertagen und in der Zwischenzeit ersteinmal Vorschläge zur tatsächlichen Verteilung zu machen. Diese Vorschläge würden dann in Zukunft wieder dem Senat zur Abstimmung vorgelegt. Es würde also zumindest eine theoretische Chance auf eine erneute Abstimmung geben, bei der vielleicht auch wieder 0€ im Gespräch sein könnten. (was aber sicherlich utopisch ist 🙁 ).

Dieser Antrag wurde vom Senat mit deutlicher Mehrheit angenommen, womit die ausserordentliche Sitzung nach etwas 2,5h unter einem wütenden Pfeiffkonzert der anwesenden Studierenden geschlossen wurde.

Ich finde es sehr traurig, dass sich der Senat nicht zu einer mutigen Entscheidung gegen die Gebühren (genauer gesagt für Gebühren in Höhe von 0 €) entschlossen hat. In Anknüpfung an den Titel des Beitrags („Wird Siegen eine Insel?“), möchte ich mich klar für eine „Insellösung“ aussprechen. Und vielleicht könnten noch mehr Universitäten den Inselgedanken aufgreifen. Viele Inseln zusammen geben am Ende womöglich wieder eine große Landmasse! Bei vielen Universitäten steht die endgültige Entscheidung noch aus (wie nun auch in Siegen noch). Deshalb: Seid mutig!

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