26 Jun 2011
Energie… mehr Power!
Mit dem Einbau war zwar die Performance top, jedoch zeigten sich in bestimmten Anwendungssituationen Instabilitäten. Diese traten immer dann auf, wenn sowohl die CPU, als auch die Grafikkarte hohe Last hatten. Direkt reproduzierbar waren Neustarts des Rechners (ohne Bluescreen) mit der Kombination von Prime95 und Furmark gleichzeitig. Ich hatte schon wegen der Notwendigkeit eines 2. Grafikkarten-Steckers die Vermutung, dass das Netzteil wohl am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangt sein könnte. Also habe ich ein Energiekostenmessgerät angeschlossen, welches auch die aktuelle Leistung („Energieverbrauch“) in Watt anzeigt. Das Gerät ist zwar nicht sonderlich teuer und entsprechend eher eine Art Schätzeisen – als grobe Richtwerte sind die Anzeigen jedoch gut zu nutzen. Derzeit in meinem Rechner verbaut:
MSI P55A-G55 mit 4GB Speicher in 2 Riegeln
Intel i750 @ 3.4GHz (per FSB Übertaktet)
Gigabyte 6780 OC / 1GB VRAM
1x SATA SSD, 6x SATA HDD, 1x SATA DVD-Brenner
5 Lüfter (4x12cm, 1x14cm)
mind. 2 USB Geräte (Maus+Tastatur)
Als Netzteil hatte ich schon seit längerem ein LC Power LC6550 V.2.0 im Einsatz – ein Netzteil mit einer Leistungsangabe von 550W. Ich hatte mir vorher eigentlich keine besonderen Gedanken dazu gemacht – wie wohl die meisten beim Aufrüsten meisten nicht ans Netzteil denken. Ich war auch niemals unzufrieden mit dem Gerät, es hat immer unauffällig seinen Dienst getan. Aber erstmal wieder zu den Messwerten. Bei ruhendem Desktop zeigte das Messgerät etwa 135W Leistungsbedarf an – kein besorgniserregender Wert. Die Auslastung der CPU mittels Prime95 (4 Worker) ließ den Leistungshunger des Gesamtsystems am Messgerät auf 290W anwachsen. Dies gab mir schon zu denken, denn ich hatte gelesen, dass die Radeon 6870 bis zu 200W „verbrauchen“ solle. Der nächste Test war also Furmark ohne besondere CPU Belastung. Hier zeigte das Messgerät schon etwa 350W an. Die Kombination aus Furmark und Prime95 brachte dann den Maximalwert von 500W zu Tage… und nach ein paar Minuten dann auch einen Neustart des Rechners mit sich. Dieses Verhalten war reproduzierbar. :-/
Und so habe ich mich auf die Suche nach einem neuen Netzteil gemacht, was sich als deutlich schwieriger herausstellte, als man zuerst denken mag. Denn ich wollte nicht nur ein stabiles System, sondern wollte auch ein leiseres Gerät – am liebsten auch ein sehr effizientes Gerät. Gerade im Bereich der Effizienz hat sich in den vergangenen Jahren im Bereich PC-Netzteile einiges getan. Auch die Frage danach, ob das Netzteil mit oder ohne Kabelmanagement sein sollte, war nicht einfach. Hier entschied ich mich im Endeffekt auf Grund der großen Zahl von Verbrauchern in meinem PC gegen das Kabelmanagement, da es in meinen Augen hauptsächlich dann Vorteile bringt, wenn man nur einen kleinen Teil der Anschlüsse nutzen möchte. Dann erhält man mit einem solchen Gerät, bei dem man die Kabel an- bzw. abstecken kann ein sehr viel aufgeräumteres Innenleben. Mit der Fülle meiner Verbraucher war jedoch bereits absehbar, dass ich wohl alle Stränge des Netzteils benötigen würde. Also beschloss ich den Aufpreis des Kabelmanagements einzusparen bzw. dafür wiederum in eine höhere Effizienz zu stecken. Nach langwierigem Recherchieren entschloss ich mich schlussendlich für ein be quiet! Straight Power E8 mit 600W. Das Gerät hatte in verschiedenen Tests gut abgeschnitten und war in allen Tests wegen seiner sehr niedrigen Geräuschemission gelobt worden. Zudem war es 80Plus-Silber zertifiziert. Dies bedeutet, dass das Netzteil bei 20, 50 und 100% einen Wirkungsgrad von mindestens 85% (bei 50% sogar mind. 88%) haben muss.
Da in meinem Gehäuse auch noch zwei Orginallüfter des Antec Three Hundred liefen, die mir inzwischen auf Grund ihrer Lautstärke zunehmend missfielen, bestellte ich zusätzlich noch einen 12 und einen 14cm be quiet! SilentWing Lüfter dazu.
Beim Umbau fiel dann der Blick auf die Leistungsdaten der beiden Netzteile, womit sich womöglich einiges erklären ließ. Denn rein vom „Katalogwert“ nehmen sich die beiden Geräte erstmal nicht viel – 550 zu 600W. Betrachtet man jedoch die genauen Angaben zu den verschiedenen Rails (Spannungsschienen) im Netzteil, so kann man doch große Unterschiede erkennen. Das LC Power kommt aus einer Zeit in der noch sehr viele „hungrige“ Verbraucher über die 3,3 und 5V Schiene gespeist wurden (z.B. die CPU) und Grafikkarten (laufen über 12V) noch lange nicht so einen hohen Energiebedarf hatte, wie es heute der Fall ist. Heute laufen CPU und Grafikkarte hauptsächlich über die 12V Schiene. Dort bot mein altes Netzteil jedoch nur eine maximale Leistung von 380W und damit war natürlich eigentlich Ende im Gelände. Dafür bot das LC Power auf den 3,3V und 5V Schienen insgesamt bis zu 315W Leisung an! Damit konnte mein Rechner aber nicht mehr wirklich viel anfangen. Das neue Netzteil hat dagegen ein Layout, welches den aktuell vorherrschenden Systemen näher liegt: nur 140W auf der 3,3 und 5V Schiene, dafür aber vier 12V Rails mit insgesamt bis zu 576Watt! Dies spiegelte sich natürlich auch in der großen Anzahl von 6 poligen Steckern für Grafikkarten wieder. Natürlich unterscheiden sich die Netzteile auch in der Effizienz, die die technische Entwicklung der vergangenen Jahre mit sich gebracht hat, und dem Alter… denn der Alterungsprozess ist bei Netzteilen auch nicht unproblematisch (Stichwort Kondensatoren). Entscheiden scheint mir jedoch die vollkommen unterschiedliche Aufteilung der Leistung zu sein. Leider sind hier im eingebauten Zustand diese – doch sehr interessanten – Angaben nicht sichtbar (auch nicht bei geöffnetem Gehäuse…), sonst wäre ich womöglich schon eher auf diese Idee gekommen. Aber im Kopf hatte ich nur noch die groß aufgedruckte Zahl von 550W.
Der Einbau der neuen Komponenten verlief problemlos und es zeigte sich, dass ich tatsächlich nur einen Kabelstrang des Netzteils nicht in Anspruch nahm – wodurch ich mich in meiner Entscheidung gegen das Kabelmanagement (welches ja auch neue Probleme wie Übergangswiderstände aufbringen kann) bestätigt sah. Nach dem Einschalten zeigte sich das System hörbar leiser als vorher, was jedoch hauptsächlich auf den Tausch der Lüfter zurückzuführen ist. Die erneuten Messungen mit dem Energiekostenmessgerät brachten dann ganz erstaunliche Werte hervor:
Man sieht deutlich, dass das System nun konsequent weniger Leistungsbedarf hat, als zuvor. Besonders deutlich bei vollständiger Auslastung, nämlich beträchtliche 150W. Dies zeigt deutlich, dass das alte Netzteil wahrscheinlich sogar über seinen Spezifikationen betrieben wurde, was die (sowieso niedrigere) Effizienz gänzlich hinabriss. Auf lange Sicht ist der neue Zustand also nicht nur sparsamer, sondern vor allem auch sicherer!
Schöner Artikel! Das Netzteil darf wirklich nicht unterschätzt werden. In meinen nächsten Rechner kommt auch ein etwas besseres (be quiet! Straight Power E8 400W) mit 80 Plus Bronze. Auch sehr leise und laut Tests effektiv wie ein Silber zertifiziertes.
Marco Thönelt
Juni 26th, 2011 at 18:37permalink
Danke für das Lob. Diese Diskrepanz zwischen dem Zertifikat und den gemessenen Werten scheint öfter vorzukommen, weil die Zertifizierung für 80Plus mit US Netz gemssen wird, also mit 110V statt 230V.
Administrator
Juni 26th, 2011 at 21:04permalink
Thomas, willst du nicht mal wieder was über Schule schreiben, damit ich auch was verstehe?
Suse
Juni 29th, 2011 at 14:42permalink