28 Mrz 2008
Loudness War
Nachdem ich hier zuletzt einige Male über neu angeschaffte CDs oder auch Musik-DVDs geschrieben habe, will ich in diesem Artikel etwas über ein Phänomen der „Musikindustrie“ schreiben: den sogenannten Loudness War. Ich setze den Begriff Musikindustrie dabein absichtlich in Anführungszeichen, weil es sich in diesem Falle schon um eine Pauschalisierung handelt, die mit Sicherheit nicht korrekt ist, aber eine Differenzierung hier sicherlich den Rahmen sprengen würde.
Unter dem Begriff des Loudness War oder auch Loudness Race versteht man das Phänomen, dass die Lautheit aktueller Musikveröffentlichungen immer mehr zugenommen hat. Ziel ist es die Musik so laut wie möglich klingen zu lassen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: man will unter anderen Veröffentlichungen auffallen, die Musik soll so „kraftvoll“ wie möglich klingen. Außerdem ist Musik, die sehr laut ist und dabei von einem Pegel nicht sehr stark abweicht auch in einer lauten Umgebung oder in schlechter Qualität besser zu hören.
Bis zu diesem Punkt klingt die zunehmende Lautheit nicht schlecht. Jedoch hat Lautheit Grenzen. Bei digitalen Medien gibt es eine Vollaussteuerung, diese liegt bei 0dB. Wenn nun ein Signal (eine Welle) immer lauter gemacht wird, dann stösst es irgendwann gegen diese Grenze. Es kommt zu einer Abflachung an der Spitze der Kurve. Alle Musikinformationen oberhalb der Grenze sind damit verloren. In einem solchen Falle spricht man vom sogenannten Clipping. Dieses ist (besonders bei lang anhaltenden Plateaus) auch hörbar.
Durch die Angleichung von Laut und Leise verliert die Musik jedoch noch etwas wichtiges: Dynamik.
Generell gibt es schon seit den 1990er Jahren immer mehr CDs, die dieses „Feature“ hoher Lautheit inne haben. Leider sind auch immer öfter ältere Alben betroffen, die als „Remastered“ Versionen auf den Markt kommen. Man erwartet hier eine bessere Qualität, als bei den vorherigen Veröffentlichungen, erhält jedoch teilweise defekte Musik. Zwar entwickelt sich langsam eine Bewegung gegen den Loudness War, aber ob diese Bewegung sich durchsetzen wird ist unklar. Bis dahin muss man quasi abwägen was man möchte.
Ich habe inzwischen einige meiner eigenen CDs mal überprüft (wie man das machen kann, folgt am Ende des Artikels) und möchte euch einige ausgesuchte Ergebnisse natürlich nicht vorenthalten:
Interessant wird es immer dann, wenn Vergleichsmaterial vorhanden ist. Da ich eine ziemlich große Auswahl an Queen, Toto und Phil Collins CDs habe, erstmal drei Beispiele von hier. Zur Verdeutlichung habe ich die Diagramme jeweils übereinander gelegt.
Zuerst eine wenig dramatische Steigerung bei Phil Collins Superhit „In the air tonight“. Man sieht einmal die Version von seinem Debut Album „Face Value“ und darübergelegt die Variante, die man auf seinem Best-Of „…Hits“ aus dem Jahr 1998 finden kann.
Dann eine mehr als deutliche Verschlechterung bei Queens „Princess of the universe“. Zuerst die Version vom Album „A kind of magic“ aus dem Jahr 1985 und dann darüber die Variante, die auf dem 1999 erschienenen „Greatest Hits 3“ zu hören ist. Hier sind die Unterschiede mehr als deutlich… 🙁 Leider sieht man auch deutlich, dass größere Bereiche tatsächlich verloren sind.
Mehr im „Anhang“…
Hier übrigens ein Video, welches das Vorgehen genauer erklärt (mit Musikbeispiel):
http://www.youtube.com/watch?v=3Gmex_4hreQ
Und ein Thread mit einigen beispielhaften CDs im Hifi-Forum: HIER
Und wenn ihr selber ausprobieren wollt, wie es mit eurer Musik ist, dann könnt ihr den ClippingAnalyzer nutzen. Leider wird dafür Excel 97 oder neuer benötigt (habe es mit OpenOffice versucht, es geht nicht). Wenn ihr nur mp3s analysieren wollt braucht ihr noch lame und für ganze CDs EAC (Exact Audio Copy).
Hier einmal die Links zu allen drei Tools:
ClippingAnalyzer
Lame (Binary für Windows)
EAC
Hier noch einige zusätzliche Vergleiche. Wenn jemand von euch auch ein schönes Beispiel hat, dann schickt es doch einfach an mich (E-Mail Adresse auf Anfrage in den Comments), ich werds hier einstellen.
Guter Artikel, hatte davon keine Ahnung aber das hört sich doch sehr nach was an was die Musikindustrie machen würde.
Jojo
März 29th, 2008 at 14:41permalink